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Entrepreneurship

10 Gründerfehler, über die wir sprechen müssen
(ich habe 4 davon gemacht)

Bei der Recherche für mein Buch How To Start Smart ging es mir eigentlich darum, die besten Erfolgs-Strategien für Startups zu finden. Doch fast noch spannender ist zu erfahren, welche Fehler Gründer machen – und woran sie scheitern. 

Scheitern ist leider ein Tabuthema. Nur wenige sprechen offen und ehrlich über die eigentlichen Hintergründe. Das muss sich ändern. Die wenigen Quellen zum Thema verraten nur sehr unspezifische Gründe für das Scheitern:

  1. Zu geringe Nachfrage
  2. Differenzen im Team
  3. Zu geringe finanzielle Mittel

Doch ich glaube, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Bevor das endgültige Game-Over kommt, sind bereits eine Reihe von Gründerfehlern passiert – viele davon schon vor der Gründung. Zehn davon sind mir besonders ins Auge gestochen. Vielleicht auch deshalb, weil ich mich in einigen selbst wieder erkenne. Aber welche das sind, verrate ich dir erst zum Schluss.

10 Gründerfehler, über die wir sprechen müssen

Gründerfehler 1: Gründe des Geldes wegen

Gründerfehler: Fokus auf Geld statt auf Wert
Starte mit dem Wert, den du bieten kannst. Nicht mit dem Geld, das du verdienen willst.

Es gibt Gründer, die sehen in einem Startup den cooleren Weg zum nagelneuen Porsche. In einem Interview in der Gründerszene hat Jas Bagniewski, Mitgründer des Matratzen-Startups Eve allen Ernstes ausgeplaudert: „Wir wollten ein Startup gründen. Also haben wir geguckt, welches Geschäft hohe Margen bietet und gleichzeitig noch nicht so stark digitalisiert ist“ (Hier der komplette Artikel auf Gründerszene)

Wo ist da der Gründergeist? Wo ist die Vision? Warum sollte ich deine Matratze kaufen, wenn es dir nur ums Geld geht? Denn deine Kunden kaufen nicht, was du anbietest. Kunden kaufen, wofür du stehst. Weil sie sich selbst damit identifizieren können.

Mehr dazu: Warum Apple Kult ist und Samsung nur ein Computer-Hersteller

Gründerfehler 2: Teste dein deine Geschäftsidee nicht

Ich weiß, es ist wahnsinnig leicht, in die eigene Idee verliebt zu sein. Sie auf den Prüfstand zu stellen ist nicht nur lästig – es könnten dabei auch Erkenntnisse raus kommen, die du gar nicht hören willst. Eine Markt- und Wettbewerbsrecherche ist schön und gut. Doch ein realistisches Test-Szenario bringt dir viel bessere Ergebnisse. Und ist mit relativ einfachen Mitteln umsetzbar.

Mehr dazu: 15 verblüffend einfache Wege, deine Geschäftsidee zu testen

Gründerfehler 3: Erzähle niemandem von deinen Plänen

Die meisten Gründer hüten ihre Geschäftsidee wie einen Augapfel. Sie haben so viel Zeit und Energie hinein gesteckt, dass sie ihnen nun wahnsinnig wertvoll erscheint. Das Risiko, anderen davon zu erzählen erscheint ihnen daher hoch. Außerdem ist das ein gutes Argument, um sich um einen echten Markttest zu drücken. Oder?

Ich halte es für hochgradig riskant, deine Geschäftsidee geheim zu halten. Neben wertvollem Feedback, verlierst du so auch Monate, in denen du vor dem Start bereits wertvolle Kontakte knüpfen und sogar schon interessierte Käufer gewinnen könntest. Was ist schlimmer: Ein kleines Risiko, dass dir jemand deine Idee klaut. Oder die Gewissheit, dass du deinen eigenen Start sabotierst?

Mehr dazu: Warum du deine Geschäftsidee nicht einmal vor den Samwer-Brüdern schützen musst.

Gründerfehler 4: Sprich eine möglichst breite Zielgruppe an

Das ist für mich der Klassiker schlechthin. Ich weiß nicht, wie viele Gründer mir schon erzählt haben, dass ihr Produkt jeder brauchen kann. Das stimmt in einigen Fällen sogar halbwegs. Doch wenn du ein wirklich herausragendes Produkt mit klarem Alleinstellungsmerkmal entwickeln willst, musst du dich spitz positionieren. Versuchst du hingegen alle anzusprechen, fühlt sich kein Kunde angesprochen.

Mehr dazu: Warum Positionierung das effektivste Marketing auf diesem Planeten ist

Gründerfehler 5: Entwickle dein Produkt bis zur Perfektion

Gründerfehler: Sich verkünsteln
Willst du Unternehmer sein – oder Künstler?

Perfektionismus ist eine Krankheit, an der auch ich chronisch leide. Ich kann einfach nicht die Dinge nur gut sein lassen. Als Gründer ist Perfektionismus jedoch eine reale Gefahr für dein Business. Sie verführt dich, dein Produkt immer weiter zu entwickeln – bis du irgendwann halbwegs zufrieden eingestehst, dass man es nun langsam mal vermarkten solltest. Nur diese eine Sache muss noch ein wenig überarbeitet werden …

Selbst wenn du davor einen erfolgreichen Markttest gemacht hast, stellt Perfektion ein hohes Risiko dar. Denn die Gefahr ist groß, dass du viele Features komplett am Markt vorbei entwickelst. Häufig ist es dann zu spät, um noch zu reagieren. Denn all deine Zeit und dein Geld stecken schon in der Entwicklung, so dass nicht mehr viel Handlungsspielraum bleibt.

Mehr dazu: 6 Irrtümer über MVPs, mit denen du dein Business sabotierst

Gründerfehler 6: Setze alles auf eine Karte

Dieser Gründerfehler hängt stark mit dem Hang zur Perfektion zusammen. Du glaubst, du hast nur einen Schuss und willst deshalb alles richtig machen. Du verschuldest dich, kündigst deinen Job und konzentrierst alle Energie auf dein Business. Das gibt dir zwar einen enormen Motivationsschub, wenn du die Brücken hinter dir abbrichst. Aber cleverer ist es, nebenberuflich zu starten – und erst dann abzuspringen, wenn dein Fallschirm sitzt.

Mehr dazu: Endlich den Job kündigen

Gründerfehler 7: Setze dir keinen Zeitrahmen

Die Zeitplanung ist ein weiterer kritischer Aspekt, der vielen Probleme macht. Die einen überschätzen sich und versuchen zu viel in zu kurzer Zeit zu erreichen. Die anderen werkeln einfach drauf los und setzen sich kein Limit. Es ist halt fertig, wenn es fertig ist.

Abhilfe schafft hier nur ein realistischer Zeitplan. Setze deine Grenzen großzügig, aber setze dir Grenzen. Sonst dehnt sich die Arbeit in dem Maße aus, in dem Zeit vorhanden ist.

Mehr dazu: Das Zeitmanagment-Kompendium von Roman Kmenta bietet zahlreiche Tipps, wie du deine Zeit effizient nutzt.

Gründerfehler 8: Versuche alles selbst zu machen

Auch wenn den Zahlen zu Folge Streit unter den Gründern eine der Hauptursachen für das Scheitern ist, halte ich einen Partner dennoch für eine deiner wertvollsten Assets. Es sollte allerdings nicht dein bester Kumpel sein, der genauso tickt wie du. Bewährt haben sich hingegen Teams aus unterschiedlichen Charakteren, die eine gemeinsame Vision haben – aber andere Stärken und Interessen.

Wenn du Einzelunternehmer bist, versuche so früh wie möglich Aufgaben abzugeben. Dinge, die dich weder interessieren und von denen du zudem keine Ahnung hast solltest du von Anfang an delegieren. Viele versuchen sich in solche Themen einzuarbeiten, um Geld zu sparen. Doch das ist nur eine Verschwendung deiner wertvollsten Ressource: Zeit.

Gründerfehler 9: Rechne dich reich

Die Finanzplanung liest sich bei vielen Gründern wie ein Wunschkonzert. Es ist wahnsinnig leicht, sich vor der Gründung bereits reich zu rechnen. Auf dem Papier sehen Zahlen so einfach aus: 100 Euro Marge bei 1.000 Verkäufen macht 100.000 Euro! Wahnsinn!

Die Ernüchterung kommt erst später. Wenn du merkst, wie schwer es ist, allein 10 deiner Produkte an den Mann zu bringen. Sprich mit erfahrenen Unternehmern aus deiner Branche – und versuch einen Einblick zu gewinnen, welche Annahmen realistisch sind.

Gründerfehler 10: Setze dir zu kleine Ziele

Setze dir große Ziele
Trau dich, große Ziele zu setzen

Dieser Punkt widerspricht eigentlich Gründerfehler Nummer 9. Doch nur scheinbar. Denn hier geht es um langfristige Ziele, nicht um eine 3-Jahres-Vorschau. Viele Gründer trauen sich nicht, hier nach den Sternen zu greifen. Die erscheinen ihnen einfach zu weit weg.

Doch gerade das ist die Stärke von großen Zielen. Sie sind so weit weg, dass du deinen Kompass nach ihnen stellen kannst. Sie zwingen dich zu außergewöhnlichen Lösungen, anstatt dich mit Durchschnitt zufrieden zu geben. Und sie sind oftmals einfacher zu erreichen, als gedacht. Weil sich so wenige Menschen außergewöhnliche Ziele zutrauen, ist die Konkurrenz auf dem Weg deutlich geringer. Mitunter ist der Gipfel leichter zu erreichen als die Mittelstation.

Der perfekte Routenplaner für deinen Start

Hinterher ist es immer leicht, die Fehler raus zu picken. Aber wie geht es nun richtig? Das zeige ich dir in meinem neuen Buch How To Start Smart. Es ist der erste kreative Routenplaner für Gründer von der Geschäftsidee bis zum erfolgreichen Markteintritt. Alles praxisnah und leicht verständlich beschrieben, Schritt für Schritt. Wenn du einen guten Start hinlegen willst, kenne ich kein besseres Buch für dich.

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Meine persönlichen Gründerfehler

Wie gesagt, mit einigen dieser Fehler kann ich mich nur allzu gut identifizieren. Aber ich bin hier, um davon erzählen zu können. Das zeigt, dass du nicht alles perfekt machen musst, um trotzdem erfolgreich zu sein.

Und wenn du scheiterst, hast du hoffentlich viel dabei gelernt.
Für viele kommt der Erfolg nach dem ersten Scheitern.

Was sind also meine Gründerfehler? Naja, mit dem Testen der Geschäftsidee habe ich es bisher nicht so genau genommen. Ich gebe es zu. Doch inzwischen schaue ich, dass ich neue Ideen und Projekte meinen Kunden und Partnern vorstelle, die Resonanz im Blog teste und Umfragen zum Thema gestalte. Das ist relativ wenig Arbeit und liefert doch gutes Feedback.

Auch mit der Perfektion habe ich so meine Probleme. Also ich mich 2014 selbständig gemacht habe, habe ich zudem alles auf eine Karte gesetzt. Doch ich hatte meine Reserven aufgestockt und das Risiko der Existenzgründung sorgfältig kalkuliert. Also auch wenn es schief gegangen wäre, könnte ich heute noch davon erzählen.

Zudem habe ich viel zu lange gewartet, um nicht mehr alles selbst zu machen. Anfangs hatte ich nur die Buchhaltung abgegeben. Inzwischen bin ich begeistert über die Möglichkeiten, virtuelle Assistenten zu nutzen. Und ich suche talentierte Designer, die mich in meiner Arbeit unterstützen können. Letztendlich war mein Problem dabei, dass ich mir zu kleine Ziele gesetzt hatte. Du bleibst klein, wenn du nicht groß denkst. Mein Tipp: Überprüfe immer wieder deine Ziele. Und setze sie regelmäßig höher an, wenn du feststellst, dass du sie erreichen kannst.

Welche Fehler kommen dir vertraut vor? Schreib mir deine Kommentare!

Lass uns die Welt verändern!
Unterschrift Matthias Barth

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9 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hey Matthias!
    Oh, wie gut ich diese Fehler kenne und ich glaube von einigen kann ich ein Liedchen singen, umso mehr möchte ich Frauen helfen, dass sie wirklich professionell ihr Business starten, aber sofort loslegen mit der Umsetzung und nicht perfekt sein müssen.

    Danke für deinen übersichtlichen Beitrag und den Input 🙂

    Jacqueline

    Antworten
    • Danke für das tolle Feedback! Was waren denn deine Stolperfallen? Sicher habe ich noch 100 typische Fehler vergessen.
      Viel Erfolg bei deiner Mission!
      Matthias

      Antworten
  • Sie haben zu 100% recht!!!

    Vor allem das „reich rechnen“ geht in Excel so leicht – bis man dann vor diesem verdammten Telefon sitzt und eigentlich jemanden anrufen sollte, der das braucht, was ich anbiete. OK, das war vor 10 Jahren, heute geht Vertrieb smarter – nichts desto trotz muss man den Umsatz realistisch planen.

    Ich bin schon ein älteres Semester und habe schon ziemlich Erfahrung in den verschiedensten Aspekten des beruflichen Lebens. Und auch die Problematil mit dem Vertrieb und das damit verbundene „reich rechnen“ habe ich irgendwann in den Griff bekommen: https://www.navision-partnerwechsel.jetzt/b2b-leadgenerierung-im-mittelstand/ .

    Ich lese sehr viel, habe aber nicht all zuviele Newsletter abonniert. Ihrer gehört dazu, weil Sie wirklich interessante Artikel schreiben, die einen echten Lerneffekt beinhalten.

    Vielen Dank dafür
    Ernst Dennstedt

    Antworten
    • Vielen Dank für die Blumen! Das ehrt mich.
      Das Thema Kaltakquise habe ich auch schon hinter mir. Obwohl die Kontakte schon durch ein Messegespräch vorgewärmt waren, war das echt hartes Brot. Aber auch eine gute Schule, um ein bisschen mehr Bescheidenheit aber auch Selbstvertrauen zu gewinnen.
      Viele Grüße,
      Matthias

      Antworten
  • Wenn es um Crowd-Investments geht finde ich Punkt 9 sehr passend. Da weiß man manchmal auch nicht was ein Umsatz im Jahr XY von 90 Mio. bedeuten soll.

    Antworten
  • Danke Matthias, dass du das mal so genau auf den Punkt gebracht hast. Manche Fehler habe ich selbst auch gemacht und vor anderen stehe ich vielleicht gerade noch. Wichtig an dem Artikel, deinem Schlussteil und vor Allem an den Kommentaren finde ich aber, das es auch wichtig ist Fehler zu machen, um daraus zu lernen.

    Antworten
    • Fehler lassen sich auch gar nicht vermeiden – und das ist auch OK so. Aber mit etwas mehr Offenheit könnten sich alle leichter tun. Und vielleicht nicht alle den selben Mist machen … 😉

      Antworten
  • Auch ein beliebter Gründerfehler: Rechnungen falsch ausstellen. 😉 Das fängt mit der richtigen Unternehmensbezeichnung an und endet bei den richtigen Umsatzsteuersätzen. Wer dabei Hilfe braucht, kann sich hier unsere kostenlose Musterrechnung für Word und Excel downloaden.

    Antworten

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