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Entrepreneurship

Der Grund, warum erfolgreiche Unternehmer scheitern müssen

Sicher kennst du diese berühmte Anekdote von Thomas Alva Edison. Angesprochen auf seine tausenden Fehlschläge zur Entwicklung der Glühbirne soll er geantwortet haben: 

„Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1.000 Wege, wie man keine Glühbirne baut.“

Eine schöne Geschichte, die in keinem Artikel über das Scheitern fehlen darf. Je nach Quelle dürfen es auch mal 3.000 oder 10.000 Versuche sein, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Bewundernswert ist in jedem Fall die Ausdauer, die Edison an den Tag gelegt hat.

Das soll einen dann motivieren und anspornen, weiter zu machen. Aber tut es das wirklich? Seien wir doch mal ehrlich:

Kein Mensch will Thomas Alva Edison sein!

1.000 mal Scheitern? Danke, aber NEIN danke!

Soviel Ausdauer hat doch kein normaler Mensch! Und Ausserdem ist Scheitern in unserer Gesellschaft sowieso ein No-Go. Das bringen wir schon unseren Jüngsten bei – zur Not müssen halt die Eltern ihre weinenden Kleinkinder beim (Spaß-) Kinder-Marathon an den Händen über die Ziellinie zerren, damit sie ja nicht als Verlierer dastehen (sie = die Eltern).

In der Schule geht es weiter: Sitzen bleiben? Um Gottes Willen! Und ja, es muss auch die richtige Schule sein. In die Realschule gehen nur die Abgehängten – das Gymnasium oder nichts! Dann noch das richtige studiert, damit am Ende ein lückenloser Lebenslauf voller Erfolge und einer guten Portion sozialem Engagement für die richtigen Themen auf dem Tisch liegt.

Für Experimente ist in unserem Streber-Dasein kein Platz! Wir sind zu sehr damit beschäftigt, unser Leben so zu optimieren, dass wir in den Augen anderer top da stehen. Niemand will da so verrückt sein, wie Thomas Alva Edison.

Niemand will scheitern!

Ich habe auch noch keinen Gründer getroffen, der sich gern damit auseinandersetzt, dass sein Vorhaben scheitern könnte. In Punkto Risiko-Bewusstsein habe ich bisher drei verschiedene Typen beobachtet:

Gründer-Typ A: Der Planer

Scheitern – perfekte Planung als Gegenstrategie

Der Planer hat eine besonders hohe Risiko-Aversion. Er versucht sich durch perfekte Planung vor jeglichen Risiken abzusichern. Er investiert ungern Geld, vor allem wenn das Ergebnis unbekannt ist. Deshalb versucht er alle möglichen Szenarien durchzukalkulieren, bevor er sich an die Umsetzung wagt. Und auch die muss perfekt sein. Etwas Unfertiges würde der Planer nie präsentieren.

Er hat seine Gründung lange und akribisch geplant und sich eine ausgeklügelte Strategie zurecht gelegt. Bei den Formalitäten, der Buchhaltung, Finanzierung, etc. unterlaufen ihm keine Fehler. Dafür gerät er ins Straucheln, wenn sein Plan nicht so aufgeht, wie erhofft. Was, wenn die Zielgruppe sein Produkt nicht annimmt? Wenn die aufwändig vorbereiteten Marketing-Maßnahmen ins Leere laufen? Dann verliert sich der Planer schnell in unbekanntem Territorium.

Gründer-Typ B: Der Macher

Der Macher – scheitern unmöglich!

Der Macher hat keinen Zweifel an seiner Idee: Er weiß, dass sie erfolgreich sein wird! Nicht weil er umfangreiche Marktforschung betrieben hat. Sein Verstand und seine Nase sagen ihm, dass er richtig liegt. Deshalb gibt er Vollgas.

Mit seinem Selbstbewusstsein und seiner Energie steckt er andere an. Mit seiner Kraft kann er selbst eine schwache Idee zum Erfolg führen. Scheitern gehört nicht in seine Welt. An Scheitern zu denken würde für ihn bedeuten, nicht an seine Idee zu glauben. Undenkbar also. Wenn er scheitert, dann scheitert er deshalb krachend mit wehenden Fahnen.

Gründer-Typ C: Der Forscher

Scheitern mit System – der Forscher

Für den Forscher zählen Ergebnisse mehr als Pläne. Er hat ein sehr entspanntes Verhältnis zum scheitern: „Klar kann das in die Hose gehen, aber das probiere ich jetzt einfach mal aus!“

Der Forscher ist jedoch kein Risiko-Typ wie der Macher. Für ihn gibt es keinen Erfolg ohne Scheitern. Er testet seine Ideen mit kontrollierten Experimenten, analysiert die Ergebnisse und zieht daraus seine Lehren für den nächsten Versuch. Der Forscher ist jemand, der seinen Weg finden wird. Und wenn er 1.000 Versuche dafür benötigt.

Welcher Gründer-Typ ist der beste?

Alle drei Typen haben ihre Stärken und Schwächen. Der Planer versucht alles richtig zu machen, riskiert aber am Markt vorbei zu entwickeln. Der Macher schafft hingegen Fakten und stellt Erstaunliches auf die Beine, während die anderen beiden Typen sich noch den Kopf zerbrechen. Dafür geht er manchmal auch blauäugig ins Risiko.

Planer und Macher sieht man sehr häufig. Forscher trifft man hingegen selten. Liegt es vielleicht daran, dass Experimente in unserer Gesellschaft so wenig Raum haben?

Meist sind Forscher die Gründer, die schon Erfahrung im Scheitern haben. Mit ihrer Vorgehensweise tragen sie das geringste Risiko. Dafür nehmen sie in Kauf, durch unfertige Produkte auch mal Kunden zu verärgern oder sich auf rechtliches Glatteis zu bewegen, wenn sie eine Idee testen. Doch eines haben sie über Erfolg gelernt:

Ohne Misserfolge kein Erfolg

Unternehmer zu sein bedeutet, bewusst Risiken einzugehen. Denn egal, wie viele Jahre Berufserfahrung du hast, egal wie gut du den Markt und deine Kunden kennst, egal wie gut dein Produkt ist und egal wie raffiniert du dein Vorgehen planst, du wirst Fehler machen.

Etwas Neues zu beginnen erfordert viel Neues zu lernen.

Du kannst versuchen, alle möglichen Szenarien voraus zu planen. Doch deine Erfahrungen reichen kaum aus, alle Eventualitäten vorher zu sehen. Diese neuen Erfahrungen kann dir auch niemand beibringen. Du kannst zwar aus den Erfahrungen anderer lernen, aber es gibt keine Gewissheit, dass diese Erfahrungen auch für dich gelten. Du wirst vieles einfach ausprobieren müssen.

Konfuzius sagt:

„Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
erstens durch nachdenken, das ist der edelste,
zweitens durch nachahmen, das ist der leichteste,
und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.“

Wenn die ersten zwei Wege nicht bis zum Ziel führen, bleibt dir nur eines: Die bittere Pille.

In den letzten Wochen ging es hier im Blog sehr viel um die Planung:

Es ist wichtig, dass du dich mit all diesen Themen auseinandersetzt und eine Strategie entwickelst. Doch damit verringerst du nur die Dosis der bitteren Medizin. Ob dein Plan wirklich funktioniert, wirst du testen müssen. Wieder und wieder.

Nicht jede deiner Ideen wird auf Anhieb auf fruchtbaren Boden fallen. Manchmal liegst du nur ein Stück weit daneben, manchmal brauchst du auch einen komplett anderen Ansatz. Der perfekte Gründer vereint deshalb Eigenschaften aller drei Typen:

  1. Erarbeite einen guten Plan, keinen perfekten.
  2. Teste deine Ideen in kleinem, kontrolliertem Maßstab
  3. Konzentriere all deine Energie, das umzusetzen, was funktioniert.
  4. Beginne wieder bei 1.

Diese Artikel würde dir Thomas Alva Edison dafür empfehlen:

Lässt sich Scheitern so komplett vermeiden?

Nein! Es gehört einfach zum Spiel mit dem Unbekannten dazu – auch wenn es schwer fällt, das zu akzeptieren.

Ich erlebe bei meiner Arbeit als Designer jedoch ständig, dass meine Kunden alles perfekt machen wollen. Wenn du etwas zum ersten mal probierst, ist das aber einfach nicht möglich. Perfektionismus kostet viel Geld, Energie und Zeit, in der du eigentlich bereits die ersten Ergebnisse einfahren könntest.

Selbst nach mehr als 14 Jahren, dich im mich mit Marketing und Werbung beschäftige, kann ich dir nicht garantieren, dass eine Aktion auch ankommt. Auch ich falle manchmal noch auf die Nase:

freiberuflich-auf-der-existenz

2014 habe ich für die Münchener Existenz-Gründermesse mein E-Book „So klappt’s auch mit dem Kunden“ für 350 Euro drucken lassen und auf der Messe verteilt. Die Resonanz war leider nicht berauschend. Ich habe nicht eine einzige Rückmeldung erhalten. Das E-Book funktioniert online, um Newsletter-Abonnenten zu gewinnen – aber eben nicht als Werbebroschüre.

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Auch Erfahrung schützt dich also nicht davor, ab und an daneben zu liegen. Doch es kommt nicht darauf an wie oft du hinfällst, sondern wie oft du wieder aufstehst.

Und noch etwas hilft: Halte die Fallhöhe so gering, dass du dir nicht die Beine brichst. 350 Euro sind gut zu verschmerzen. Gut, dass ich nur 300 Exemplare bestellt habe – und nicht 3.000 wie bei meiner Bauchlandung mit dem China Quartett.

Das ist das Schöne an einem Fehler: man muß ihn nicht zweimal machen.

Thomas Alva Edison

Lass uns die Welt verändern!

Unterschrift Matthias Barth

Dein Matthias Barth
Der Markenveredler für Selbständige

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11 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Lieber Matthias,
    Vielen Dank für deine Artikel, du schaffst es wirklich, dass ich mich darüber freue, wenn wieder einer in meinem Postfach landet. 🙂
    Ich glaube, ich bin eine Mischung aus Macher und Forscher…viel ausprobieren, testen, daraus lernen und wenn ich brav bin, analysiere ich auch. 🙂
    Mach weiter so, das wollte ich dir einmal sagen!
    ganz liebe Grüße,
    Susi

    Antworten
    • Hallo Susi,
      danke für dein tolles Kompliment! Dafür macht es Spaß zu schreiben!
      Liebe Grüße, Matthias

      Antworten
  • Danke für diesen tollen Beitrag. Das gibt mir etwas Mut. 😉

    Ich verfolge jetzt schon seit ein paar Tagen diesen Blog und muss gestehen, ich habe noch nie eine so gute Zusammenfassung zum Thema Marketing gelesen. Es ist auf den Punkt, motivierend und lebendig geschrieben. Ich freue mich jedesmal, wenn ich eine neue Newsletter-Mail im Postfach habe. Einen ganz lieben Dank dafür und immer weiter so.

    Liebe Grüße,
    Johanna

    Antworten
    • Wow, heute bekomme ich ganz viele Liebesbriefe! 😉
      Toll, danke Johanna! Ich freue mich, dass dir meine Artikel so gut gefallen.
      Liebe Grüße zurück!

      Antworten
  • Hi Matthias,
    danke für den Artikel. Ich hadere gerade mal wieder und es hat ein Angebti, das vorher zweimal gut angenommen wurde, beim dritten Mal nicht funktioniert. Aber ich sehe auch immer wieder: ich bin der Forscher-Typ. Idee haben, ausprobieren, Schlüsse ziehen. Und nach und nach merken, was funktioniert und was nicht. Deine Unterteilung finde ich sehr hilfreich.
    Viele Grüße,
    Sarah

    Antworten
    • Hi Sarah!
      Das sind die Momente, an denen man an sich selbst zweifelt. Manchmal kann es auch nur eine Kleinigkeit sein, die den Unterschied macht: Eine geänderte Formulierung, ein anderer Zeitpunkt, eine etwas andere Vorgehensweise – und plötzlich kommt etwas nicht mehr so gut an oder deutlich besser als zuvor.
      Viel Erfolg beim forschen!
      Matthias

      Antworten
  • Hey Matthias,
    schön, dass Du diesen Aspekt, der doch häufig unter den Tisch fällt, hier mal ausgiebig beleuchtest! Ich würde behaupten, dass hinter so gut wie jedem erfolgreichen Gründer Erfahrungen des Scheiterns liegen. Nur wird darüber (verständlicherweise) eher wenig berichtet.
    Das Scheitern eines Gründungsprojektes ist (nicht nur deshalb) vollkommen okay, und sollte eigentlich immer einkalkuliert werden.
    Schönen Gruß,
    Thorsten

    Antworten
    • Hey Thorsten,
      danke dir! Ich bin sicher, du hast du auch schon einiges erlebt und berichtest ja selbst in deinem Blog über deine Erfahrungen. Ich glaube aber, das Thema gewinnt langsam mehr Akzeptanz und es wird offener darüber gesprochen – wie auf den FuckUp-Nights. Wäre schön, wenn das noch mehr wird.
      Liebe Grüße, Matthias

      Antworten
  • Lieber Matthias,

    tausend Dank für diesen tollen Artikel! Ich bin so froh, dass endlich mal jemand diesen Aspekt des Selbstständig-Seins unter die Lupe nimmt – bin vor vier Jahren mit meinem ersten Anlauf selbst sehr böse auf die Nase gefallen und hab auch eine Weile gebraucht, bis ich mich wieder berappelt hatte. Und seitdem habe ich einen anderen Ansatz, komme damit quasi durch die Hintertür, aber es funktioniert.

    Die wichtigste Aussage Deines Artikels ist für mich, dass das Scheitern nicht das Ende der Welt ist und dass man danach wieder aufstehen und weitermachen sollte. Als ich damals so auf die Nase gefallen bin, hab ich gedacht, jetzt ist es vorbei, jetzt „darf“ ich wieder zurück ins Angestellten-Hamsterrad. Weltzusammenbruch! War aber letztendlich nur der Moment vor dem Aufstehen und die Lektion, dass ich mit meinem Konzept erstmal klene Trippelschrittchen gehen muss, bevor ich anfangen kann zu rennen – was völlig ok ist, die Geschwindigkeit kommt dann schon mit der Zeit! Ein Scheitern heißt also nicht „Aus der Traum“, sondern „Aufwachen, Traum anpassen, weiterträumen“ (wobei Träumen hier selbstverständlich heißt, den Traum dann auch umzusetzen!)

    Von Herzen Danke für Deine immer wieder inspirierenden Artikel, die auch gern mal Dinge beleuchten, die man anderswo so nicht liest – ich finds toll!
    Liebe Grüße
    Martina

    Antworten
    • Hallo Martina,
      danke dir, dass du deine Erfahrungen teilst. Toll, dass du wieder aufgestanden bist, weiter gemacht hast und es am Ende trotzdem (oder gerade deswegen?) geschafft hast. Ich glaube, viele lassen sich hier schnell entmutigen und geben auf. Ist ja auch kein Wunder: Ein Unternehmer, der einmal gescheitert ist, gilt bei uns ja noch immer als gebrandmarkt.
      Weiterhin viel Erfolg! Matthias

      Antworten
  • Oh, dieser Beitrag hat ja noch gar nicht meine Beachtung gefunden, obwohl er sich auch auf hohem Niveau bewegt.
    Ich denke, dass Edison nicht nur das Projekt ‚Glühbirne‘ hatte, sondern mehrere unterschiedliche Projekte. So mache ich es jedenfalls, denn jedes Ding hat auch seine Zeit.
    Die Zeit der Glühbirne ist ja nun auch abgelaufen, wird sie sogar schon EU-weit reglementiert oder verboten. Hätte Edison erst heute Erfolg, wäre es somit auch ein Fehlschlag, weil der Markt die Glühbirne nicht mehr haben möchte.
    Egal was wir machen, es wird einen Zyklus haben mit Anfang, Höhepunkt und Ende.
    Somit halte ich es für strategisch klug, spätestens auf dem Höhepunkt mit etwas Neuem zu beginnen.
    Dieser Ratschlag ist so zu verstehen, dass man sich fragen muss, welche Probleme der Menschheit noch mit den eigenen Stärken gelöst werden können.
    Dazu muss man gar nicht eine große Leuchte sein, oder ein Glühbirnenerfinder.
    Ich persönlich nehme das Wort Scheitern auch nicht in den Mund, sondern sage lieber “ der Versuch hat nicht geklappt!“ In der Sache das Gleiche, aber mit Scheitern ist eher eine persönliche Niederlage gedanklich verbunden, bei der anderen Version wird der Versuch meht gewürdigt.
    Man möchte ja ein Unternehmer sein und kein Unterlasser.

    Antworten

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