Gründen ohne Risiko? Das ist ein Widerspruch in sich. Genauso wenig kannst du kochen ohne Hitze. Oder fliegen ohne abzuheben. Oder einen Berg besteigen, ohne dich anzustrengen.
Doch all diese Tätigkeiten lassen sich relativ sicher bewerkstelligen. Auch ich verbrenne mir manchmal die Finger an einem heißen Topf. Trotz allem Fortschritts stürzen auch Flugzeuge gelegentlich ab. Und selbst erfahrene Bergsteiger sind nicht davor sicher, unfreiwillige Bekanntschaft mit dem Abgrund zu machen.
Schon als Kinder lernen wir, dass man mit der heißen Verplatte vorsichtig sein müssen. Beim fliegen vertrauen wir bedenkenlos der Ausbildung der Piloten und der Ingenieure, die auf über 100 Jahre Erfahrung im Flugzeugbau zurück greifen. Und für die Besteigung eines unbekannten Gipfels suchen wir uns erfahrene Führer, die uns sicher durch das unbekannte Terrain bringen. Wir sind also ziemlich gut darin, aus den Erfahrungen anderer zu lernen.
Gründer sind einsam
Nur beim Gründen scheint das nicht so recht zu klappen. Hier kämpft jeder für sich und möchte bloß keinen Wissensvorsprung Preis geben. Viele Gründer entwickeln ihre Idee im stillen Kämmerlein, damit sie auch ja niemand stehlen kann. Und wenn einer auf die Nase fällt, ist ihm Spott und Häme sicher:
„Der kann es einfach nicht.“
„Das kommt davon, wenn man so hoch hinaus will.“
„Der hat soundso viele Millionen verbrannt.“
Kein Wunder, dass gescheiterte Gründer ihre Erfahrungen lieber für sich behalten. Doch unter diesen Umständen ist es schwer, daraus zu lernen. Persönlich ja. Doch die Gesellschaft bringt das nicht weiter. Fliegen ist heute das sicherste Verkehrsmittel der Welt. Bei der Gründung eines Unternehmens scheitert noch immer jeder Zweite.
Zum Glück macht die Erkenntnis so langsam die Runde, dass auch Gründer ihre Erfahrungen teilen und sich gegenseitig unterstützen müssen. Ich hoffe, dass wir mit den Jahren dadurch auch immer mehr erfolgreiche Gründer sehen werden.
Denn auch, wenn jedes Unternehmen einzigartig ist. Die Hürden auf dem Weg zum erfolgreichen Start ähneln sich stark. Und es gibt viele erfolgreiche Methoden und Hilfsmittel, um sie zu meistern. Einige davon findest du hier im Blog.
Zehn Schritte zur Gründung (fast) ohne Risiko
In den letzten Monaten habe ich mich intensiv damit beschäftigt, all mein Wissen über Startups mit einem roten Faden zu verbinden. Nachdem ich in den letzten Jahren zahlreiche Gründer begleiten durfte, habe ich 10 kreative Herausforderungen identifiziert, die für den Erfolg ausschlaggebend sind. Mag sein, dass die Liste noch nicht komplett ist. Aber es geht hier darum, Wissen zu teilen und zu erweitern. Ich freue mich daher auf deine Kommentare und Ergänzungen.
Schritt 1: Finde deine Leidenschaft
Selbstständigkeit beginnt mit einem Traum. Das häufigste Motiv, ein Unternehmen zu Gründen, ist Selbstverwirklichung. Doch was bedeutet das für dich? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es extrem schwer ist, herauszufinden, was man eigentlich will. Für mich war es ein langer Weg dorthin. Doch schließlich habe ich eine Methode gefunden, die zuverlässig funktioniert. Diese Methode möchte ich mit dir teilen. Denn wenn du dein persönliches Ziel nicht kennst, wirst du keine Selbstverwirklichung finden.
Hier findest du den Schlüssel zur Selbstverwirklichung
Schritt 2: Entwickle deine Geschäftsidee
Als nächstes gilt es, eine Geschäftsidee zu finden, die zu dir passt. Für viele ist die Idee so etwas, wie der heilige Gral. Einzigartig. Unendlich schwer zu finden. Und unbeschreiblich wertvoll. Kein Wunder, dass Gründer so ungern offen über ihre Idee sprechen. Doch ich habe gute Nachrichten für dich: Du musst nicht den heiligen Gral finden. Deine Idee muss weder einzigartig sein, noch musst du das Rad neu erfinden. Es reicht, ein bestehendes Geschäftsmodell so zu verändern, dass du einer lukrativen Zielgruppe einen besonderen Mehrwert bietest.
Hier erfährst du, warum du das Rad nicht neu erfinden musst
Schritt 3: Zeige klare Kante
Was ist der größte Fehler, den Gründer machen? Ich glaube, es ist der Versuch, es allen Recht zu machen. Sie sehen die vielen unterschiedlichen Käufer, die alle mit ihrem Produkt etwas anfangen könnten. Und trauen sich nicht, sich klar zu positionieren, weil sie keine dieser Zielgruppen verlieren möchten. Eine schwammige Positionierung löst jedoch eine Lawine von Problemen aus, die dich und dein junges Unternehmen rasant unter sich begraben kann.
Weshalb Positionierung das effektivste Marketing auf diesem Planeten ist
Schritt 4: Stell deine Idee auf den Prüfstand
Wenn die fehlende Positionierung der größte Fehler ist, kommt dich gefolgt der unerschütterliche Glaube an die eigene Idee. Fast jeder Gründer, den ich bislang getroffen habe, war von seiner Idee felsenfest überzeugt. Und weil niemand gern über eine noch nicht 1000 prozentig ausgearbeitete Idee spricht, verzichten sie auf frühe Markttests oder Analysen. Dabei gibt es heutzutage großartige Möglichkeiten, um deine Idee frühzeitig zu testen.
Hier findest du 15 unkomplizierte Wege, deine Geschäftsidee zu testen
Schritt 5: Entwickle dein Geschäftsmodell
Wenn deine Tests ein ausreichend großes Potential ergeben, ist es nun Zeit, dein Geschäftsmodell auszuarbeiten. Ob du hier ganz klassisch einen Businessplan erstellst oder mit dem Business Model Canvas arbeitest, ist Geschmacksache. Hauptsache du beschäftigst dich intensiv mit der Frage, wie dein Unternehmen Geld verdient und welche Komponenten du dafür benötigst. Einen ersten Überblick kannst du dir mithilfe des Bierdeckel Businessplans verschaffen.
So passt ein Businessplan auf einen Bierdeckel
Bring dein Geschäftsmodell
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Neben dem Bierdeckel Businessplan als PDF-Vorlage erhältst du auch wöchentlich neue Tipps zu Marke, Marketing & Mindset. Natürlich nur so lange du möchtest. Hier findest du alles Wichtige zum Datenschutz
Schritt 6: Baue ein MVP
Genug geplant. Nun geht es an die Umsetzung. Bevor du jetzt jedoch dein letztes Kleingeld und noch dazu Omas Rente in die Entwicklung eines perfekten Produkts steckst, starte mit einem MVP. Es handelt sich dabei um das Minimum Viable Product – also das kleinste brauchbare Produkt, das du vermarkten und verkaufen kannst. Hier fehlen noch viele Funktionen. Doch es bietet bereits einen ausreichend hohen Mehrwert, um damit an den Start zu gehen. Das Feedback deiner ersten Kunden wird dir zeigen, welche Funktionen du am Ende wirklich brauchst. Bereitet dir die Vorstellung Bauchschmerzen?
Leichter wird es, wenn du diese Irrtümer zum MVP ablegst
Schritt 7: Plane deine Marketingstrategie
Um dein Angebot auch vermarkten zu können, benötigst du natürlich eine passende Marketingstrategie. Hierfür ist es wichtig, deine Werkzeugkiste zu kennen. Denn sowohl online als auch offline gibt es eine Menge passender Tools, die du nutzen kannst. Auch ohne großes Marketingbudget und ohne teure Werbung.
Deine Online-Marketing Werkzeuge findest du hier
Wirksame Tools für klassisches Marketing findest du hier
Schritt 8: Starte
Schließlich kommt die Stunde der Wahrheit. Du richtest dein Angebot an die Welt und hoffst, dass es jemand kauft. Natürlich hast du diesen Moment schon lange vorbereitet. Denn es bringt dir nichts, wenn du erst mit dem Produktstart anfängst, deine Marketingmaschinerie anzuwerfen. Wenn niemand weiß, dass es dich gibt, ist auch niemand da, um zu kaufen. Deshalb starte schon vor dem Start.
Hier sind fünf Erfahrungsberichte erfolgreicher Unternehmer, die es geschafft haben
Schritt 9: Baue deine Marke auf
Marke – das ist ein schillernder Begriff, den wir mit großen Unternehmen wie Apple oder Coca-Cola verbinden. Doch auch wenn du wahrscheinlich nie in solche Größenordnungen vordringen kannst, ist es doch möglich, eine Marke aufzubauen. Denn eine Marke hat nichts mit Bekanntheit und Weltruhm zu tun. Eine Marke sind die Assoziationen, Erfahrungen und Gefühle, die deine Zielgruppe gegenüber deinem Unternehmen hat. Und die kannst du auch in der kleinsten Nische prägen.
Wie Markenbildung funktioniert, erfährst du hier
Schritt 10: Wachse über dich hinaus
Es ist großartig, wenn dein Unternehmen profitabel ist. Doch das ist nur ein Teilziel. Dein eigentliches Ziel sollte sein, der Beste in deiner Nische zu werden. Denn nur das sichert dir auch langfristig eine solide Basis. Aus dieser Position der Stärke kannst du entscheiden, ob du weiterhin in deiner Nische bleiben willst. Oder ob du wachsen und neue Märkte erobern möchtest.
Dies sind die 16 Schritte, um Marktführer in deiner Nische zu werden
Bonus: Kalkuliere dein Risiko
Gründen ohne Risiko – wie war das nochmal? All diese Schritte helfen dir, dein Risiko überschaubar zu halten. Es kommt nicht darauf an, mit Null Risiko zu starten. Wichtig ist, dass du handlungsfähig bleibst, wenn es schief geht. Risiko gehört zum Leben dazu. Und ohne Risiko lassen sich weder Glück, noch Erfahrungen oder Reichtum gewinnen.
Warum Sicherheit eine sehr teure Illusion ist
How to start smart
Mit diesen 10 Schritten machst du systematisch Fortschritte und hast dein Risiko stets im Griff. Wenn du tiefer einsteigen willst, hol dir mein neues Buch How To Start Smart. Darin findest du einen kreativen Leitfaden von der Geschäftsidee bis zum erfolgreichen Markteintritt. Es ist ab jetzt als E-Book erhältlich.
Ich hoffe, dieser erste Einblick hat dir gefallen. Ich bin gespannt auf dein Feedback! Egal ob du schon erfahrener Unternehmer bist oder den Start noch vor dir hast. Ideen, Erfahrungen, Fragen – alles ist willkommen. Lass und voneinander lernen!
Lass uns die Welt verändern!
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hej Matthias.
Ich freue mich schon wie wild auf Dein Buch. Alle Deine Punkte passen gut mit effectuation zusammen. Vielleicht kannst Du Dir da noch weitere Anregungen holen.
Grüße,
Micha
Danke Micha!
Das höre ich gern! Es steckt viel Lean Startup / Effectuation in dem Konzept drin – jedoch gleich mit vielen praktischen Tipps die sofort umsetzbar sind, ohne allzuviel Theorie. Ich möchte Erstgründern und Einzelunternehmern ermöglichen, einen smarten Start hinzulegen. Man muss dafür kein Genie sein oder sich durch sämtliche Fachliteratur kämpfen. (Was aber auch nicht verkehrt ist 😉 )
Liebe Grüße, Matthias
Hi Matthias,
genau das ist das Problem: Du bist so überzeugt von deiner Idee, dass du gar nicht wissen willst, ob die anderen das auch gut finden. Du könntest ja Kritik ernten… Und rumms – fährst du gegen die Wand und verstehst die Welt nicht mehr.
Liebe Grüße
Günter
Das kommt mir irgendwie bekannt vor ..? Ach richtig, soweit war ich doch schon mal!
Es ist aber auch ein Balance-Akt, wertvolles Feedback aufzunehmen und doch nicht sein Ziel aus den Augen zu verlieren.
Liebe Grüße, Matthias