Letztes Jahr habe ich alles auf eine Karte gesetzt: Job gekündigt, Blog gestartet und von heute auf morgen mein eigenes Geld verdient. Wie du weißt, hat das ganz gut geklappt. Im Rückblick würde ich mich heute aber nicht mehr sofort hauptberuflich selbständig machen, sondern nebenberuflich starten.
Ich bereue meine Entscheidung keineswegs. Ich hatte finanziell gut vorgesorgt, um auch eine lange Durststrecke unbeschadet zu überstehen. Mehr zum Risiko in der Selbständigkeit findest du hier). Aber die Kunden kamen schnell, ich habe fantastische Partner gefunden und sogar den Gründungsengel e. V. mit ins Leben gerufen.
Trotzdem wäre es besser gewesen, Startworks schon nebenberuflich zu starten.
Matthias, spinnst du? Was willst du mehr?
Ich muss zugeben, damals wollte ich vor allem eines: weg von meinem alten Job. Eine schlechte Auftragslage hatte das Klima vergiftet. Ich fühlte mich nicht wertgeschätzt. Und die letzte Gehaltserhöhung war drei Jahre her.
Aber einfach nur weg zu wollen, ist nicht der beste erste Schritt in die Selbständigkeit.
Vor allem hat dieser Wunsch ironischerweise dazu geführt, dass ich länger durchhalten musste. Meine Frau hatte gerade erst ihr Studium beendet und war auf Jobsuche. Unsere Rücklagen waren zwar ansehnlich, wären aber ohne mein Einkommen innerhalb weniger Monate aufgebraucht gewesen.
Also habe ich noch zehn Monate durchgehalten, bis ich mir die ersehnte Freiheit auch leisten durfte, ohne dass meine Frau die Bratpfanne zweckentfremdet hätte.
Ich war hauptberuflich wunsch-selbständig und habe geplant
Das Grundkonzept hatte ich binnen weniger Wochen aus dem Boden gestampft: Ich wollte Gründer dabei unterstützen, ihre Ideen auch dem Kunden zu verkaufen und ihre Marke zu etablieren.
Doch als notorischer Perfektionist habe ich an diesem Plan noch monatelang gefeilt. Zielgruppen definiert, Angebote verfeinert, ein ganzes Buch mit Marketingideen gefüllt.
Planen ist wichtig. Doch es kommt der Punkt, da kommst du nur durch Handeln weiter.
Du kannst dein Business monatelang akribisch planen. Doch irgendwann kommt der Moment der Wahrheit, wenn dein Unternehmen an den Start geht und du mit einem lauten Knall dein Produkt auf den Markt bringen willst. Doch wenn du nur geplant und nicht gehandelt hast, wird aus dem ersehnten Knall nur ein leises „Plop“. Und zähneknirschend wirst du den Zweiflern recht geben müssen, die schon immer gewusst haben:
Die Welt hat nicht auf dich gewartet!
Scheiße! In dem Moment ist es egal, wie gut dein Produkt ist. Und ob die Welt dich braucht oder nicht. Sie weiß es einfach noch nicht – und da liegt das Problem.
Deshalb ist nebenberuflich starten oft besser als sofort hauptberuflich selbständig zu werden
Zu einem erfolgreichen Start gehört nicht nur ein guter Plan. Vor allem brauchst du den Draht zu deiner Zielgruppe und deren Influencern. Das Gute dabei ist: Diesen Draht kannst du schon lange vor dem Start aufbauen.
Für mich war sehr früh klar, dass mein Blog der zentrale Marketingkanal für meine Dienstleistungen werden würde. Die Vorteile eines Blogs sind nun einmal gewaltig:
- Durch den Blog verfüge ich über einen eigenen Kanal und einen direkten Zugang zu meinen Lesern: zukünftige und bereits aktive Gründer, die auch zahlende Kunden werden können.
- Hier kann ich zeigen, was ich drauf habe und werde als Experte wahrgenommen. Die meisten Designer und Agenturen beschränken sich darauf, hübsche Logos und andere Arbeitsproben zu zeigen. Sie erklären aber nicht, was hinter dem Design steckt. Das macht sie austauschbar.
- In meinem Blog kann ich die Konzepte, Ideen und Geschichten erzählen, die dahinter stecken. Das stärkt meine Marke. Denn Kunden kaufen in Wahrheit selten, WAS du anbietest, sondern viel häufiger, WARUM du es anbietest.
- Zudem häufe ich durch den Blog gewaltiges Wissen an, aus dem ich später auch einmal einen Kurs erstellen und verkaufen kann. Noch in diesem Jahr möchte ich meinen ersten Online-Kurs über Markenbildung aufsetzen
Das sind nur ein paar meiner Überlegungen, warum sich ein Blog lohnt. Es gibt noch etliche weitere gute Gründe, aber das sind die wichtigsten.
Heute lesen etwa 5000 Besucher im Monat meinen Blog.
Als ich vor einem Jahr Vollzeit selbständig geworden bin, waren es 0.
Auch über die ersten fünf Monate blieben die Seitenzugriffe überschaubar. Erst Anfang 2015 begannen sich die Besucherzahlen zu akkumulieren. Ziemlich frustrierend angesichts des Herzbluts, das ich hier reinstecke.
Ich hatte schnell die ersten Kunden. Aber die verdanke ich Kontakten von früher und Empfehlungen, die daraus entstanden sind. Außerdem fanden sich bereits unter den ersten Lesern ein paar großartige Gründer und zukünftige Partner. Ich sage es nur ungern:
Da war viel Glück dabei!
Ich glaube zwar, dass sich Glück von allein einstellt, wenn du nur hart genug daran arbeitest. Doch die ersten Monate hätten auch sehr viel zäher ablaufen können.
Nebenberuflich kannst du deine Selbständigkeit bestens vorbereiten – auch ohne Erlaubnis vom Chef
Egal, ob du wie ich als Einzelunternehmer startest oder mit einem Gründer-Team das nächste Unicorn-Business hochziehen willst: Nutze deinen Job – wenn du einen hast – als sicheren Hafen, um nebenher deine Expedition in die hauptberufliche Selbständigkeit vorzubereiten.
Dazu gehören nicht nur dein Businessplan und die Vollendung deines Produkts. Vor allem kannst du schon lange vor dem Start die Kontakte knüpfen, die du brauchen wirst. Vieles geht sogar ohne die Erlaubnis deines Arbeitgebers:
- Niemand kann dir verbieten, in deiner Freizeit die Influencer, Redakteure, Blogger und andere gut vernetzte Personen in deiner Branche zu recherchieren und erste Kontakte zu knüpfen.
- Deinen Chef geht es nichts an, wenn du Veranstaltungen besuchst, auf denen du diese Leute kennenlernen kannst. Oder dir einen Tag frei nimmst für ein persönliches Treffen oder auch nur ein kurzes Skype-Gespräch.
- Warum solltest du nicht deinen eigenen „privaten“ Blog starten, in dem du dein Wissen weitergibst und deine Zielgruppe auf deine Seite lockst.
Stell dir vor, ich hätte den Startworks-Blog fünf Monate früher gestartet! Wie viele Leser hätte ich heute bereits? Wie laut wäre der Knall gewesen, als ich mein Angebot an die Welt veröffentlicht habe?
Damit dein Produkt kein Rohrkrepierer wird, bereite den Knall schon lange vor dem Start vor.
Bei mir hat es auch so geklappt, aber es war eine Portion Glück dabei. Wenn du dich darauf nicht verlassen willst, lies Christian Häfners Erfahrungsbericht über Buzz-Marketing.
Idealerweise hast du einen Chef, der dich unterstützt und dir die Freiheit gibt, deine Selbständigkeit nebenberuflich vorzubereiten. Dann ist auch ein Ausstieg in Raten eine spannende Möglichkeit. Falls das nicht geht, nutze alle erlaubten Mittel und knüpfe vor allem dein Netzwerk, bevor du den Absprung wagst.
Nächstes Mal mache ich mich auch nicht sofort hauptberuflich selbständig
Ein sicherer Arbeitsplatz hat durchaus seine Vorteile. Er gibt dir Sicherheit, aus der heraus du dein Konzept testen kannst, bevor du unnötige Arbeit in eine Idee investierst, die nicht ankommt. (Mehr dazu nächste Woche). Und du kannst schon lange vor dem Absprung Unterstützer um dich scharen, die deinen Start zu einem Feuerwerk machen.
Ein schöner Nebeneffekt ist der Duft der Freiheit, der dich umweht, sobald du in deiner Freizeit deine Selbständigkeit vorbereitest. Auch wenn du, wie ich damals, so schnell wie möglich weg willst: Dieser frische Wind wird dich durchs Büro schweben lassen und die Zeit wird wie im Flug vergehen.
Was sind deine Pläne? Wie gehst du deine Selbständigkeit an / bist du sie angegangen?
Ich freue mich auf deine Geschichte.
Lass uns die Welt verändern!
Bist du noch unsicher, ob du dich neben- oder hauptberuflich selbständig machen willst? Dieser Artikel ist Teil einer Blogparade von Selbständig im Netz. Hier findest du jede Menge weitere Tipps und Anregungen von anderen Unternehmern zu diesem Thema.
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Matthias,
toller Artikel! Ich mach das nun seit fast einem Jahr genau so! Ich bin nach wie vor (noch) fix angestellt, verdiene eigentlich recht gut und trotzdem bereite ich mich nebenberuflich auf eine Selbstständigkeit vor. Heute nennt man sowas ja ‚Sidepreneur‘.
Ich habe Gott sei dank die Freiheit bei mir in der Firma, das ich in ‚Leerzeiten‘ an meinen eigenen Projekten arbeiten kann. Positiver Nebeneffekt: ich kann sämtliche Peripherie meiner Firma nutzen.
Außerdem ist man nicht von heute auf morgen darauf angewiesen, sofort von der Selbstständigkeit leben zu müssen bzw. Ersparnisse anzugreifen. So kann ich mein eigenes Business Schritt für Schritt aufbauen und erst dann kündigen, wenn ich glaube jetzt ist die Zeit gekommen wo ich gut von meinen eigenen Projekten leben kann.
Sollte sich ein Projekt nicht so entwickeln wie erwartet/erhofft, hat man trotzdem nicht gleich einen Verdienstausfall und kann gleich Anlauf fürs nächste Projekt nehmen 🙂
lg Markus
Hallo Markus,
klasse, dass du umsetzt, was ich verpasst habe. Und toll, dass dein Chef da mitmacht und dich unterstützt. Die Gefahr ist natürlich, dass du auf die Weise den Absprung länger verzögerst, als wirklich nötig. Denn auch wenn du auf die Weise nicht mehr bei Null anfängst, eine gewisse Fallhöhe ist immer noch da. Ich wünsch dir weiter viel Erfolg und dass deine Pläne aufgehen!
Liebe Grüße, Matthias
Hi Matthias,
hauptberuflich zu gründen ist wirklich mutig. Ich habe diesen Schritt selbst auch so vor 15 Jahren gemacht und nie bereut. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich die ersten zwei-drei Jahre weniger Einkommen hatte, als der heutige Hartz-IV Satz. Spannenderweise hat es mir aber nie an etwas gefehlt. Ich hatte eine eigene Wohnung, ein Auto, bin in Urlaub gefahren und hatte sogar noch Geld für Weiterbildung übrig. Eine Hammerzeit in der ich viel gelernt habe.
Hier habe ich meine Story aufgeschrieben:
https://www.coaching-ausbildung-kompakt.de/blog/item/110-mein-traumjob-coach-warum-ich-coach-wurde.html
Viele Grüße, peter