Smartes Marketing für Startups. Jahr 2, Beitrag 1. Irgendwie fühlt sich das an wie der Beginn von etwas Neuem. Ist es auch irgendwie. Jahr 1 war turbulent und voller Überraschungen. Es war auch für mich ein Jahr des Lernens und Ausprobierens.
Ich habe Zeit gebraucht, meinen Stil zu finden und herauszubekommen, welche Fragen für dich besonders interessant sind. Ich hatte viele Ideen, aber kein großes Gesamtbild. Jetzt ist es Zeit, die nächste Stufe zu zünden. Und ein wenig Struktur in all die Ideen zu bringen. Beginnen möchte ich mit der Gretchenfrage:
Was ist überhaupt Smartes Marketing?
Ich glaube, es gibt noch keine Definition für Smartes Marketing. Die existierenden Marketing-Begriffe beschreiben meist eine bestimmte Art der Kommunikation. Deshalb führe ich den Begriff Smartes Marketing hiermit offiziell ein:
Smartes Marketing ist eine Philosophie für die Kundengewinnung, die das Kundenerlebnis als Gesamtkunstwerk versteht. Weil es bei der Seele des Unternehmens beginnt, lässt es sich auch ohne Budget anwenden und ist besonders für Startups geeignet. Dabei ruht es auf drei Säulen:
- Eine messerscharfe Positionierung als Problemlöser für einen ganz bestimmten Wunschkunden
- Den Einsatz von Nutzen bringenden Marketing-Maßnahmen anstatt teurer Werbung
- Eine Kunden-Begeisterungsstrategie mit überraschendem Mehrwert
- Und zu guter Letzt die ständige Verbesserung aller Maßnahmen aufgrund der gewonnenen Erfahrungen
Okay, wenn du genau nachgezählt hast, kommst du auf vier Bausteine. Aber die Verbesserung sehe ich als integralen Bestandteil von allem – und deshalb losgelöst von den drei Hauptsäulen.
Wenn du bereits alle bisherigen 51 Artikel und die Gastartikel in anderen Blogs gelesen hast, wird dir vieles bekannt vorkommen. Ich möchte dir heute einen Überblick geben, wie all diese Konzepte ineinandergreifen, um dein Unternehmen erfolgreich an den Start zu bringen. Über die Links kommst du zu relevanten Artikeln zum jeweiligen Thema, um tiefer einzusteigen:
1. Bilde dein Fundament für Smartes Marketing
Sei für jemanden der Beste
Smartes Marketing beginnt mit einer scharfen Positionierung. Sag Nein zu einem Bauchladen-Angebot, das dich träge, mittelmäßig und austauschbar macht. Konzentriere dich bei deinem Angebot darauf, einer der Besten auf diesem Gebiet zu sein. Zumindest für einen ganz bestimmten Wunschkunden, der genau dieses Angebot benötigt. Weil du die Lösung hast, die er schon so lange sucht.
Du landest dadurch bei einer Nischen-Positionierung, die dich einzigartig macht. Als Generalist bist du nur ein kleiner Fisch in einem großen Ozean. Aber in deiner Nische kannst du für deine Kunden zum großen Helden werden.
Erzähle die Geschichte, für die du stehst
Geschichten sind der Treibstoff für Smartes Marketing. Die Menschen lieben Geschichten. Weil sie unterhaltend sind. Weil sie die Möglichkeit zur Identifikation geben. Und weil sie Emotionen hervorrufen.
Die meisten Unternehmen sind leider miserabel darin, Geschichten zu erzählen. Sie trauen sich entweder nicht zu polarisieren oder sind zu sehr beschäftigt, es allen und jedem recht zu machen. Bloß keine klare Kante zeigen! Oder sie machen sich selbst zum Helden ihrer Erzählungen, was sogar noch schlimmer ist. Der Held ist dein Kunde, nicht du! Und deine Geschichten sollten sich darum drehen, was er (dank deiner Hilfe) alles erreichen kann.
Bau deine Marke auf
Eine klare Positionierung getragen von einer mitreißenden Geschichte sind die beiden Zutaten, die du brauchst, um eine Marke aufzubauen. Natürlich brauchst du auch ein Erscheinungsbild, das dazu passt – also ein einprägsames Logo und Corporate Design. Aber die Botschaften und die Emotionen sind entscheidend. Denk dran: Die Marke ist das Bild, das im Kopf und im Herzen deines Kunden ankommt.
Ein Designer kann dir helfen, deine Botschaft toll zu verpacken. Solange dein Konzept aber noch vage ist oder nicht ausreichend getestet, ist es noch zu früh für diese Investition.
2. Mach dein Marketing smart, indem du Probleme löst
Dein Fundament steht: Du hast ein Angebot entwickelt, das ein bestimmtes Problem deiner Kunden besser löst, als andere das können. Und damit einen USP. Jetzt geht es darum, dein Angebot in die Welt zu tragen. Am einfachsten geht es, indem du weiterhin als Problemlöser auftrittst und auf das Verkaufen verzichtest.
Wenn möglich, gib deinen Kunden die Möglichkeit, bereits von deinem Können zu profitieren, bevor sie kaufen. Zum Beispiel indem du Hilfe zur Selbsthilfe leistet, kostenlose Informationen bereitstellst oder Testversionen deines Produkts anbietest. Wenn das nicht geht, lass deine Geschichten für dich arbeiten, in denen deine Kunden zu Helden werden.
Für deine Geschichten stehen dir eine Reihe von Kanälen zur Verfügung:
Online-Marketing
Das Internet ist dein bester Freund, wenn du Smartes Marketing betreiben willst. Mit deinen Geschichten hast du gute Chancen, in den sozialen Netzwerken deine Wunschkunden zu erreichen. Auf deiner Website können sie sich dann weiter informieren, mit dir in Kontakt treten oder kaufen.
Das Wichtigste ist, dass du dir über das Ziel im Klaren bist, das du mit deinem Online-Marketing erreichen willst. Je nachdem, ob es dir um Reichweite, neue Kontakte oder Kontaktpflege geht, benötigst du einen anderen Auftritt. Konzentriere dich am Anfang auf ein Ziel und halte deine Seite kompakt – sonst wird sie nie fertig oder erreicht ihr Ziel nicht.
Ein häufig unterschätztes Werkzeug ist die gute alte E-Mail-Liste. E-Mail ist noch immer das Online-Medium, das mit Abstand am besten konvertiert. Der Spruch „E-Mail ist tot“ ist Lichtjahre von der Realität entfernt und wird sich noch lange nicht bewahrheiten. Es lohnt sich deshalb, von Anfang an eine E-Mail-Liste aufzubauen.
Netzwerken
Neben Online-Marketing ist Netzwerken eines der günstigsten und effektivsten Marketing-Tätigkeiten. Es gibt großartige Events, die du dafür nutzen kannst. Hinzu kommen Online-Plattformen wie Xing oder LinkedIn. Auch Communities wie das nagelneu verbesserte LetsSeeWhatWorks und Fachforen zu deinen Themen sind ein guter Ort, um neue Kontakte zu knüpfen.
Natürlich kannst du hier direkt neue Kunden kennenlernen. Es geht aber mehr um indirektes Marketing durch Partnerschaften, Kooperationen, Erfahrungsaustausch und Empfehlungen, die du dadurch aufbauen kannst. Es kommt auch nicht auf die Masse der Kontakte an, die du knüpfst, sondern auf die Qualität. 10 gute Partner, die dich schätzen und sich gegenseitig unterstützen, sind mehr wert als 1.000 Xing-Bekanntschaften.
Event-Marketing
Mit Event-Marketing habe ich selbst die wenigsten Erfahrungen. Es ist jedoch ein sehr wirkungsvolles Medium, weil die Menschen spannende Events lieben. Sie geben ein Gefühl der Gemeinschaft und dabei zu sein. Die Königsdisziplin ist es, selbst Events zu veranstalten, die einen Mehrwert bieten. Ein Tag der offenen Tür gehört da zu den eher langweiligen Varianten (kann aber auch spannend umgesetzt werden). Der Blogger Chris Guillebeau lädt jährlich zum World Domination Summit ein, auf dem Unternehmer aus aller Welt auftreten und sich austauschen. Was klein begann, ist inzwischen ein Riesen-Event geworden – irgendwann muss ich da mal hin!
Einfacher ist es, erst einmal fremde Events als Plattform zu nutzen. Wenn du dich nicht an die dort gängigen Konventionen hältst (im Einklang mit deiner Marke natürlich), kannst du da viel Aufmerksamkeit auf dich ziehen. Wie Christian Häfner, der die tools-Messe für eine Guerilla-Marketing-Aktion genutzt hat. Wenn du dir schon einen Namen gemacht hast, bieten sich oft auch Chancen, Vorträge oder Seminare zu halten.
Entwickle einen heißen Draht zur Presse
Pressearbeit ist eine ziemlich aufwendige Arbeit. Die Hoffnung auf kostenlose Berichterstattung lockt zahllose Goldgräber, die Journalisten und Blogger täglich mit Anfragen bombardieren. Aus der Masse der Anfragen herauszustechen, ist gar nicht so einfach. Das Wichtigste ist, dass du dabei die Interessen deines AnsprechPARTNERS im Blick hältst, den du für dich gewinnen willst. Der möchte hochwertige Geschichten für sein Publikum liefern. Und er möchte auf keinen Fall auf eine als redaktionell verpackte Werbestrategie hereinfallen.
Eine Beziehung zu einem Journalisten oder Blogger muss genauso behutsam und respektvoll gepflegt werden, wie zu jedem anderen Kontakt, den du durch Netzwerken gewinnst. Setz‘ dich mit dem Menschen auseinander, den du anschreibst. Überlege, wie du ihn bei seiner Arbeit unterstützen kannst, bevor du um einen Gefallen bittest – zum Beispiel, indem du auf interessante Quellen hinweist oder gute Kommentare zu seinen Artikeln hinterlässt. Wenn du schon einmal positiv aufgefallen bist, wird er oder sie dein Anliegen viel wohlwollender betrachten, als wenn du mit der Tür ins Haus fällst.
Der direkte Kontakt zum Kunden
Direktmarketing ist nichts anderes als der Eins-zu-eins-Kontakt zum Kunden. Andere sprechen dabei einfach vom Vertrieb oder dem hässlichen Wort Kalt-Akquise. Mit Ausnahme der Pressearbeit lässt sie sich mit allen der oben genannten Disziplinen kombinieren.
Gegenüber dem Kunden kommt es vor allem darauf an, deine Haltung zu bewahren. Du bist Problemlöser und damit ein Partner auf Augenhöhe. Du bist kein lästiger Verkäufer und auch kein Bittsteller. Mach‘ deinen Kunden zum Helden, aber vertritt auch deine Werte und lass dich nicht verbiegen. Dann wirst du auch die Kunden gewinnen, die dich dafür schätzen, was du leistest.
Werbung
Werbung kommt im Smarten Marketing nicht vor. Erst wenn dein Geschäft läuft und du das Gefühl hast, die oben genannten Maßnahmen ausgeschöpft zu haben, kannst du anfangen, Werbung zu schalten. Eine Ausnahme würde ich beim Online-Marketing machen, wenn du mit kleinen Budgets auf Google oder Facebook Anzeigen schaltest, um Ideen zu testen.
3. Zufriedene Kunden sind der Tod
Begeistere deine Kunden
Einen Kunden zu gewinnen, erfordert viel Zeit und Energie. Ein Kunde ist ein Investment, das sich für beide Seiten auszahlen muss. Deshalb solltest du die Beziehung zu deinen Kunden kontinuierlich pflegen und ausbauen. Es geht schließlich um dein Investment, das du damit sicherst. Und ein „nur“ zufriedener Kunde ist schneller weg, als du denkst.
Studien zufolge ist der Hauptgrund, warum Unternehmen Kunden verlieren, dass sie sich nicht genug um sie kümmern. Dabei ist dieser Fehler so leicht zu vermeiden. Hör‘ nicht auf, wenn deine Kunden nur zufrieden sind. Biete ihnen etwas darüber hinaus, was sie nicht erwartet haben. Entwickle einen Plan, wie du deine Kunden regelmäßig begeistern kannst. Sie werden es dir danken, indem sie gerne wieder kommen und …
… dich mit Begeisterung weiterempfehlen
Die Empfehlung ist die schönste Form der Kundengewinnung. Wer auf Empfehlung zu dir kommt, hat schon ein positives Bild von dir, bevor er dich überhaupt kennt – in der Regel ergibt das eine sehr angenehme Zusammenarbeit, weil er dem Empfehlungsgeber sehr ähnlich ist und sie ähnliche Anforderungen haben.
Das Wichtigste ist: Bedank dich richtig bei denen, die dich empfohlen haben. Wer einmal einen Kunden empfohlen hat, ist oft bereit, das mehrmals zu tun. Du kannst Empfehlungen auch anregen, indem du aktiv darum bittest, kleine Hilfsmittel wie Empfehlungskarten bereitstellst oder sogar Prämien für Empfehlungen ausgibst.
4. Fang wieder bei eins an und verbessere dich
Du hast die ersten begeisterten Kunden gewonnen, die ersten Erfahrungen gemacht, das erste Geld verdient. Dann beginnt nun der Prozess wieder von vorne. Nutze deine Erfahrungen, um dein Geschäftsmodell zu überprüfen und stetig weiter zu verbessern. Das perfekte Werkzeug hierfür ist mein Bierdeckel Businessplan:
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Hier zahlt es sich noch einmal so richtig aus, dass du dich auf eine Nische spezialisiert hast. Mit einem Ich-biete-alles-aus-einer-Hand-Angebot wüsstest du nicht, wo du anfangen sollst und könntest nur oberflächliche Verbesserungen vornehmen. Aber mit deiner hohen Spezialisierung lernst du den Bedarf deiner Kunden viel genauer kennen und kannst noch bessere Lösungen entwickeln. So machst du dir schnell einen Namen und gewinnst einen Vorsprung, den kein Konkurrent so schnell einholen wird.
5. Wachse über dich hinaus
Irgendwann wird deine Nische vielleicht doch zu klein für dich. Aber das ist kein Problem: Du kannst dein Angebot nun entweder für neue Kundengruppen anpassen und eine breitere Zielgruppe damit ansprechen. Oder du entwickelst neue Lösungen für deine bestehenden Kunden. Pass auf, dass du dich dabei nicht zu weit von deiner Marke entfernst. Wenn du plötzlich etwas ganz anderes in dein Portfolio mit aufnimmst, verwässerst du damit deine Marke.
Was gehört für dich zu Smartem Marketing?
Heute habe ich dir zum ersten Mal das ganze Bild aufgemalt, von dem ich bisher immer nur Teilbereiche beschrieben habe. Sicher ist es noch nicht vollständig und wird mit der Zeit noch wachsen. Ich hoffe, es gibt dir schon jetzt eine gute Orientierung über die Möglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen.
Welche Erfahrungen hast du bereits im Marketing gemacht?
Was hat für dich funktioniert und was nicht?
Welche Fragen hast du, auf die ich noch eingehen sollte?
Schreib mir dein Feedback, damit wir die Strategie gemeinsam verbessern können. Und wer weiß, vielleicht steht Smartes Marketing auch irgendwann als richtige Definition bei Wikipedia …
Lass uns die Welt verändern!
P.S. Smartes Marketing ist nicht zu verwechseln mit den SMART-Marketingzielen. Diese Faustformel sieht vor, dass Marketingziele SMART formuliert sein sollten. Also: Spezifisch, Messbar, Ausführbar, Realistisch und Terminierbar. Ebenfalls gut zu wissen.
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Der Überblick fasst für mich die wichtigsten Themen für Gründer sehr gut zusammen. Der absolute Knackpunkt ist sicher das klare Profil mit konkreter Problemlösung für eine konkret abgrenzbare Zielgruppe. Ich denke, dieser Schritt ist noch immer einer der schwersten, gerade wenn man als Gründer auf Aufträge angewiesen ist.
Hallo Tobias
danke dir für das Lob! Ja, ich gebe dir recht: die Positionierung ist der schwerste Punkt auf der Liste. Ich spreche gerne davon, dass sie messerscharf sein sollte, weil viele zu lasch oder zu breit auftreten. Eine zu spitze Positionierung habe ich noch nie erlebt. Im Gegenteil: Ich bin immer wieder überrascht, in welchen auch noch so kleinen Nischen Gründer erfolgreiche Geschäftsmodelle finden. Wie man aber das richtige Mittelmaß zwischen einem klaren Profil und ausreichend Flexibilität findet, bin ich selbst noch am suchen. Hier freue mich über jeden Erfahrungsbericht.
Schönes Wochenende!
Matthias
Hallo Matthias,
Bei einem Event kommt es auf fraktales Storytelling an.
Mit Story meine ich nicht Geschichten im eigentlichen Sinne, wie Erzählung, Tatsachenbericht, Märchen, Kurzgeschichte etc. ,als Text oder Video.
Man muss sich bewusst sein, dass jedes In Erscheinung Treten des Unternehmens eine eigene kleine Geschichte erzählt. Alles erlebbare von der Fußmatte vor dem Eingang über den Briefkopf und die Ansage auf dem Anrufbeantworter bis zum Umgang mit Beschwerden erzählen neben Produkt, Verpackung, Dienstleistung und Service große oder kleine Geschichten innerhalb der übergeordneten Unternehmensstory.
Sie alle haben eine Wirkung wie die Akte, Szenen und Requisiten im Theater.
Alle Kleinen Teile der Geschichte müssen widerspruchsfrei in der großen Geschichte aufgehoben sein.
Ich stolpere zum Beispiel immer über Bio Obst, das in Plastik verpackt ist.
Obwohl ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich gelegentlich in Plastik verpacktes Obst kaufe, habe ich im Fall Bio Obst + Plastik immer ein ganz besonders mieses Gefühl.
Warum? Weil es mein Erlebnis der Geschichte stört. Ich will gesund sein und Gutes tun und mich dadurch richtig toll fühlen, wenn ich teures Bio Zeug kaufe.
Es würde mich auch stören, wenn ein Billig-Laden mir Hochglanzprospekte schickte, oder umgekehrt sich eine Luxusmarke keine Mühe mit ihren Kommunikationsmitteln gäbe.
Das Exposé der übergeordneten Unternehmensstory, findet man, indem man die Fragen beantwortet, die in jeder vollständigen literarischen Geschichte aller Gattungen beantwortet werden.
https://vocke-haagen-musikagentur.de/fraktales-storytelling-kuenstler-fuer-firmen-event/
Mit den selben Fragen nähert man sich dem Event, das als ein Teil der großen Story selbst eine Story mit Akten, Szenen und Requisiten ist.
Das Event fokussiert sich auf einen bestimmten Teil des großen Ganzen, zum Beispiel auf einen bestimmten Anlass, oder ein bestimmtes Produkt mit seiner Teilzielgruppe.
Also die Story in der Story in der Story. Alle selbstähnlich, daher fraktal.
Viele musikalische Grüße aus Bad Driburg,
Lita
Hallo Lita,
ich finde, du hast gerade eine wunderbare Metapher beschrieben, was eine gelebte Corporate Identity ausmacht. Ja, das ist wirklich wie eine perfekte Inszenierung im Theater.
Leider sind die meisten Unternehmensgeschichten todlangweilig. Sie beschäftigen sich vor allem mit dem „Was?“ und dem „Wer?“. Beim „Für wen?“ werden sie schon schwammig. Und oft fehlt das wichtigste Element, das „Warum?“. Statt dessen wird es durch leere Floskeln wie Nachhaltigkeit, Kundenorientierung und Qualität ersetzt. Das „Warum?“ ist aber der eigentliche Kern der Geschichte, der sie glaubhaft und wertvoll macht.
Wer Biogemüse in Plastik einschweißt, hat das leider nicht verstanden. Ich finde es generell schrecklich, was sich alles an Plastikmüll zu Hause anhäuft. Und dann auch noch Bioware? Da stellen sich auch mir die Zehennägel auf.
Liebe Grüße,
Matthias
Hallo Matthias,
ich freue mich, dass Du meine Metapher magst.
Ja, es geht um die durchgängige Inszenierung der Corporate Identity.
Das Warum des Unternehmers ist der Kern der Geschichte auf Unternehmensseite. Das ist der wichtigste Aspekt der Selbstdarstellung.
Noch viel wichtiger ist aber meiner Ansicht nach die Frage nach der Kundentransformation.
Das ist es, was mich als Kunde als erstes interessiert: „Was habe ich davon?“ „Auf welche Weise wird mein Leben durch dieses Produkt besser?“
Erst wenn das beantwortet ist, kommt, wenn überhaupt die Frage auf, wer der Unternehmer ist, warum er morgens aufsteht, warum er selbst glaubt, am (Geschäfts)leben teilnehmen zu sollen.
Deshalb muss die Kundentransformation immer im Mittelpunkt der Story stehen, auch und gerade dann, wenn sie nicht ausdrücklich ausgesprochen wird.
Man kann den Mittelpunkt einer Story auch auslassen, aber so, dass man ihn nicht einfach weg lässt, sondern dass alles auf den ausgesparten Mittelpunkt hin deutet, so dass er ins Auge springt, gerade weil er ausgespart wurde.
Stell Dir vor, Ein Interessent möchte Turnschuhe kaufen.
Abhängig davon, welcher Typ der Interessent ist, und welche Turnschuhe er bereits besitzt, könnte das verschiedene Gründe haben:
Er möchte bequem in der Stadt seine alltäglichen Wege gehen und sich dadurch wohl fühlen. Er möchte seine schmerzende Ferse polstern und dadurch gesund werden. Er möchte ein Statussymbol zum Anziehen haben und dadurch seine soziale Stellung verbessern. Er trainiert für einem Marathon Lauf und will dadurch der Schnellste sein. Er möchte modisch up to date sein und dadurch Frauen aufreißen.
Vielleicht ist es auch eine Mischung aus mehreren Gründen.
Man kann noch weiter gehen und fragen, warum will er denn unbedingt der Schnellste, der Angesagteste … sein?
Sagen wir, der Interessent heißt Ralf und er will vor Allem modisch sportlich erscheinen, um Frauen aufreißen, um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass er es drauf hat.
Er ist nicht sehr selbstsicher und wurde schon einmal wegen seiner Latschen verspottet.
Stellen wir uns vor, das Unternehmen verkauft verschiedene hochpreisige, top modische Hightech Turnschuhe. Diese könnten alle mehrere der oben genannten Wünsche erfüllen.
Einige davon eignen sich besonders, um Ralf im Alltag den entscheidenden Styling Vorsprung zu sichern.
Das Warum des Unternehmers: „Weil unsere Füße uns durchs ganze Leben tragen und Ungeheures vollbringen, will der Unternehmer ihnen die Hochachtung zukommen lassen, die sie verdienen und den Füßen mit den bestmöglichen Schuhen zu Gesundheit, Schönheit und Top Leistungen verhelfen. Füße sind ein Wunderwerk der Natur und der Unternehmer produziert umweltfreundlich aus Achtung vor der Natur.“
Das ist toll und macht den Unternehmer sympathisch.
Es macht aber unseren Ralf nicht angesagt und sexy.
Was für ein toller Typ der Unternehmer ist, interessiert jetzt nicht so. Ralf will Erfolg.
Erst wenn er emotional überzeugt ist, mit diesen Turnschuhen den gewünschten Effekt zu erzielen, meldet sich möglicherweise sein Verstand und fordert rationale Rechtfertigung für den Kaufwunsch.
Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich, denn coole Turnschuhe sind ja nicht billig.
Jetzt kommt bei Ralf als erstes folgende rationale Rechtfertigung: „ ich brauche gute Laufschuhe, um meinen Fitnessplan umzusetzen, damit ich schlank und attraktiv werde.“
Zum Schluss kommt das „Warum“ des Unternehmers.
Es ist nicht das Unwichtigste, denn Ralf könnte bei der Konkurrenz kaufen, wenn das „Warum“ des Unternehmers nicht zu ihm und seinen Wünschen passt. Es kann also den entscheidenden Unterschied machen.
Ich denke, dass es zumindest in der Theorie sinnvoll ist, die Frage nach dem „Warum“ des Unternehmers so strikt von der Kundentransformation zu trennen.
Kundentransformation ist noch mehr als Kundennutzen.
Es ist Ralfs Vision von einem anderen, besseren, selbstsicheren und erfolgreichen Ich.
Kundentransformation und Unternehmervision können in der Praxis verschwimmen.
Im fraktalen Storytelling lassen wir ja auch die Fragen, um die es in der jeweiligen Teilstory nicht primär geht, immer mehr oder weniger unausgesprochen mit schwingen.
Wer sich aber zum Beispiel eine Checkliste für seinen Redaktionsplan erstellen möchte, der sollte alle Fragen sauber trennen und einzeln gewichten und abhaken.
Viele Grüße,
Lita
Danke für das ausführliche Beispiel. Gerade der Turnschuh ist jetzt aber ein Beispiel, bei dem die Kaufentscheidung wenig rational begründet wird. Wenn es sich jetzt nich gerade um einen orthopädischen Spezialschuh handelt, werden sich die Kunden eher vom Design und der Marke leiten lassen, als von rationalen Überlegungen. Ich stand jedenfalls noch nie im Schuhgeschäft und habe mir überlegt, ob jetzt der Nike oder der Adidas Schuh besser zum Laufen, als Statussymbol oder zum Frauen aufreißen taugen … 😉
Das Design, das Image und die Identifikation mit der Marke reichen als Rechtfertigung für den Kauf bereits aus. Da muss der Hersteller nicht viel begründen. Er muss nur gut inszenieren.
Bei Produkten, die wirklich als Problemlösung gekauft werden, sieht das anders aus. Zumindest vordergründig wird da rationaler argumentiert. Die Kaufentscheidung ist dann aber selbst im B2B meist emotional gesteuert.
Liebe Grüße, Matthias